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Antrag 39/2020
Errichtung von Taubenhäusern

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Drucksache 39/2020 (117.7 KB)

Beschlussfolge

Abschließende Beschlussfassung in der Stadtverordnetenversammlung am 24.09.2020 vorgesehen.

Textauszug aus der Drucksache

Beschlussentwurf

Wortlaut:
Der Bürgermeister wird beauftragt zu prüfen, ob die Errichtung eines oder mehrerer sogenannter Taubenhäuser in Prenzlau realisierbar ist. Insbesondere sollen folgende Sachfragen geklärt werden:
- Anzahl der notwendigen Taubenhäuser,
- Höhe der Investitionskosten,
- laufende Kosten,
- gibt es die Möglichkeiten von zivilgesellschaftlichen Partnerschaften?

Begründung:
Die Taubenpopulation wächst in Prenzlau immer stärker. Von vielen Bürgern werden die Tauben als Plage empfunden. Sie verunreinigen Gebäude und öffentliche Plätze. Die Vergrämungsstrategien führen zur Verdrängung, aber zu keiner Problemlösung. Denn der Bestand wächst trotz der Vergrämungsversuche weiter. Die Umwelt wird weiter erheblich belastet.
Die Einrichtung der Taubenhäuser gibt den Tauben einen sicheren Hafen und eine zuverlässige Futterstelle. Hier können die Taubeneier zum Brüten abgelegt werden. Die abgelegten Eier werden durch Toneier ersetzt. Die Tauben können weiter brüten. Langfristig wird auf diese Art der Taubenbestand verkleinert. Also ohne teure und erfolgloses Vergrämen oder möglicher anderer grausamer Methoden.
Taubenhäuser werden bereits in anderen Städten eingesetzt und es wird von positiven Ergebnissen berichtet.

Begründung

Stellungnahme des Bürgermeisters:
Zunächst bestreitet die Verwaltung mit Nichtwissen die Behauptung der Antragsteller, dass "die Taubenpopulation in Prenzlau immer stärker wächst." Verlässliche Grundlagen zur Bewertung der Höhe der Taubenpopulation in Prenzlau liegen derzeit der Stadt Prenzlau nicht vor. Damit sind auch die anderen, vom Antragsteller angeführten Sachfragen, wie Anzahl der notwenigen Taubenhäuser, Höhe der Investitionskosten etc. derzeit nicht wirklich hinreichend zu bestimmen. Um hierfür sachliche Informationen zu erlangen, wäre eine entsprechende längerfristige Taubenzählung erforderlich. Diese wäre dann auch abzugleichen mit dem spezifischen Taubenbesatz in vergleichbaren anderen Städten. Erste Einschätzungen der Verwaltung sprechen für eine Taubenpopulation von vielleicht 200-300 Exemplaren in der Prenzlauer Innenstadt.
Generell ist festzustellen, dass in vielen Städten ein großer Aufwand zur Vogelabwehr betrieben wird, um die Zahl der Tauben gering und die Gebäude taubenfrei zu halten. Die Maßnahmen können vielfältig sein: Fütterungsverbot, Abhängen von Gebäuden oder Gebäudeteilen mit Netzen, Anflugsperren wie Nadeln, Drähte oder Klebegels. Gelegentlich wird auch versucht, den Taubenbestand durch Abschuss, Bejagen mit Falken, Auslegen von Giftködern oder Futterdragees mit integrierten Verhütungsmitteln zu verringern sowie durch Taubenschläge, in denen die neue Taubenpopulation betreut und die Eier der brütenden Tauben teilweise durch Attrappen ersetzt werden. Nachweislich wirksam zur Beschränkung der Stadttauben-Population ist ausschließlich die Verringerung des Futterangebotes (Fütterungsverbot), wie verschiedene Forscher (z. B. Daniel Haag-Wackernagel) in ihren Forschungen herausfanden. So ist es in z. B. in Basel gelungen, nach breiten Aufklärungsaktionen der Bevölkerung über die negativen Auswirkungen des Taubenfütterns in den Jahren 1988 und 1990 die dortige Taubenpopulation zu reduzieren. Eine restriktive Fütterung führt dazu, dass die Tauben gezwungen werden, sich einen Teil ihrer Nahrung selbst zu suchen. Dadurch bleibt ihnen weniger Zeit und Energie für die Fortpflanzung. Sie müssen weitere Flüge in die Umgebung unternehmen, wodurch wieder mehr natürliche Regulationsmechanismen durch Greifvögel zum Tragen kommen. Allerdings darf auch nicht von der Hand gewiesen werden, dass Stadttauben durch die Jahrhunderte lange Bindung an den Menschen nicht mehr zu einer natürlichen Lebensweise zurückfinden können und in ihrem Nahrungserwerb auch Alternativen suchen. Bemerkenswert sind auch die Ausführungen in der beigefügten Dissertation ab S. 40 zu Taubenschlägen, Taubenhäusern und Taubentürmen. Eine großräumige Verringerung des Brutplatzangebotes ist in der Realität extrem schwierig. Somit sind lediglich das Fütterungsverbot und das Verhindern von zu vielen Nahrungsquellen (Thema "Sauberkeit und Ordnung im Stadtgebiet") hilfreich. Zu weitergehenden Informationen wird parallel zu dieser Stellungnahme die Arbeit von Elisabeth Heiderich "Minimalinvasive endoskopisch gestützte Sterilisation männlicher Stadttauben als Maßnahme zur Populationsregulierung" beigefügt.
Bezüglich der Folgekosten von Taubenhäusern verfügt die Stadt über Erfahrungen aus der Beräumung eines Wiekhauses im Jahre 2019 von etwa 6 t Taubenkot. Für die wöchentliche Reinigung, Desinfektion sowie jährliche intensive Grundreinigung und Desinfektion von Taubenhäusern ist in jedem Falle die Einrichtung eines sogenannten Schwarz-Weiß-Bereiches für den jeweiligen Arbeiter vorzusehen (Kostenpauschale ca. 600.00 €).
Die manuellen Kosten für Taubenkotbeseitigung mit Desinfektion betragen etwa 1.300,00 € je Tonne und die Entsorgungskosten des Taubenkots schlagen mit etwa 357,00 € je Tonne zu Buche. Bei der Entsorgung des Taubenkots in einem Wiekhaus in Prenzlau im Jahre 2019 fielen Gesamtkosten von ca. 10.500,00 € für die Entsorgung des Kots an. Im Verhältnis zu anderen Städten ist die derzeitige Anzahl der Tauben jedenfalls eher als gering einzustufen.
Problematisch wird zum Thema Betreuung der Taubenhäuser zum einen die Auswahl dieser auf erhöhten Positionen (Mehrfamilienhäuser) und zum anderen müssten die Betreuer auf die Dächer gelangen etc. zum Füttern der Tauben um sie an die Futterhäuser zu gewöhnen und zum Austausch der Eier (Haftungsthema). In anderen Städten hat sich gezeigt, dass Stadttauben diese Taubenhäuser nicht so oft - jedenfalls nicht in größerer Zahl - annehmen. In der Nähe des Stadtparks (Wehrtürme etc.) sind die "Futterneider" (Krähen) meist als "Verdränger" einzuordnen. Zum anderen schädigt der konzentrierte Kot der Tauben die Stadtmauer/-türme in sehr starkem Maße aufgrund der alten Bausubstanz.
Mit einem strikten Futterverbot und ein wenig mehr Verständnis für unsere Tierwelt sollte das Taubenproblem in Prenzlau auch im Hinblick auf die Kosten beherrschbar sein.

verantwortliches Amt / Antragsteller

Fraktion Wir Prenzlauer

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