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Archiv 2018

Beitrag von Armin Gehrmann:

Mal Hand aufs Herz, liebe Leser und vor allem liebe Prenzlauer. Treiben Sie Sport? Im polnischen Barlinek, der Partnerstadt von Prenzlau, fand man dafür ein ganz spezielles, ein eigenes Konzept. Und dieses feierte jüngst ein Jubiläum: 10 Jahre Nordic Walking in der „europäischen Hauptstadt“ dieser Sportart.
Ist das nicht etwas weit hergeholt und hochgestapelt? Mitnichten. Schon der Mecklenburger Dichter Ernst Reuter hielt einst fest: wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall.
Will heißen: Jeder sieht das aus seiner Sicht anders, jeder findet auf seine Art das, was ihm gefällt, was er favorisiert.
Diese Sinnfindung stand im Mittelpunkt, als in Barlinek, eine Festveranstaltung in der Form eines Symposiums zum Thema Nordic Walking stattfand. Und das international besetzt. Denn auf Einladung aus Barlinek reisten über 20 Uckermärker dorthin. Die Gastgeber betonten, dass es zunächst ihre Idee war, die Freizeitgestaltung der Bürger vielfältiger zu machen. Um dieses Wie zu erkunden, nahm man professionelle Marketinghilfe in Anspruch. Das Ergebnis: es entstand eine Aktion mit einem Alleinstellungsmerkmal, es entstand ein Netzwerk von Befürwortern, Unterstützern, Helfern und Mitstreitern. Nordic Walking, in den westlichen Teilen Europas ein bereits abebbender Trend, fand binnen kurzer Zeit eine große Anhängerschar. Warum, darüber referierte unter anderem Olgjerd Bojke, vom Lehrstuhl Sport der Universität Gdansk. Sein Hauptargument: es ist ein Ausdauersport, der die Gelenke schont, er kann von Jung und Alt ohne große sportliche Kenntnisse schnell erlernt werden, er auch mehr als die Muskelgruppen an, die für Ausdauerläufe sonst notwendig sind. Dennoch seien wichtige Parameter zu beachten, will man eine hohe Effizienz der physischen Entwicklung erreichen.
Solche Erkenntnisse flossen von Beginn an in die Ausbildung von Nordic Walking Trainern ein. „Damit“ und das betonten Bozena Rudnicka und Pjotr Rosenkiewicz, Lehrer an einer Barlineker Schule, „erreichten wir auch jene Kinder und Jugendlichen, die bis dahin eigentlich nicht viel vom Sport hielten, also auch die faulen oder die übergewichtigen Mädchen und Jungen.“ Denn Nordic Walking gehört dort seit sechs Jahren zum regulären Sportunterricht. Es sei leichter gewesen, die Kinder zu motivieren. „Sie trieben jetzt Sport unter Gleichgesinnten. Nordic Walking wurde integrationsstiftend, verbesserte ihre Koordinationsfähigkeit und stärkte sie allgemein physisch. Obendrein bedurfte es bis auf die dafür notwendigen Stöcke keinerlei anderer Sportausrüstungen. Seine Sachen vergessen zu haben, war nun als Argument nicht mehr möglich“, lächelte Pjotr Rosenkiewicz.
Das am Anfang der Aktion gewählte Logo der Aktion bekam daher schnell ein zusätzliches Motto: „Barlinek – das bewegt mich“. Plötzlich wurde die Stadt mit dieser Aktion und den entstehenden Nordic-Walking-Events über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Inzwischen fanden dafür in Barlinek bereits die polnische Meisterschaft und Europacupwettbewerbe statt. Auch Bürgermeister Dariusz Zielinski feierte dabei schon Erfolge. Er unterstrich in den Dankesworten an die Macher dieses Projektes, Das es richtig war, ihn nicht als Sport für Ältere zu sehen, sondern die Jugend von Beginn an mitzunehmen. Nun gebe es sogar echte Nordic-Walking-Familien in der Region. Ein weiterer bemerkenswerter Erfolg.
Über die Rasanz dieser Entwicklung, die ganz systematisch betrieben und geschickt gesteuert wurde, staunten auch die Gäste aus Prenzlau. So wandte sich Thomas Richter, Vorsitzender der Prenzlauer Stadtverordnetenversammlung, anerkennend an die Gastgeber: „Nordic Walking in Barlinek, das wurde für uns als Städtepartner zum Vorbild, denn wir sind in dieser Hinsicht noch Schüler und wollen von unseren Partnern lernen.“ Daher versuche man in Prenzlau mit dem Rolandlauf dem Nordic Walking in der Region einen Aufschwung zu verleihen. „Barlineker Erfahrungen wollen dessen Organisatoren dabei nutzen.“ Die nach Barlinek gereisten Prenzlauer schritten daher gleich zur Tat und probierten dies in einer Übungsstunde selbst.

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