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Plattdeutsche Dreieinigkeit: Bürgermeister unterzeichneten Freundschaftsvertrag

19.06.2022

Prenzlau (spz). „Wi trun uns dat!“, sind sich Bürgermeister Hendrik Sommer und seine Amtskollegen Jörg Gehrmann aus Wittstock und Stefan Guzu aus Stavenhagen einig. Und so stehen diese vier Worte auch über dem Freundschaftsvertrag, den die drei Bürgermeister jetzt unterzeichnet haben. „Mit ‚sich trauen‘ hat das vor allem in dem Sinne zu tun, dass wir es uns zutrauen, die niederdeutsche Sprache zu fördern und dazu beizutragen, dass sie nicht verloren geht“, sagt Sommer. Prenzlau hat – das bestätigt Clemens Neumann, der zuständige Referatsleiter im Brandenburgischen Kulturministerium – im niederdeutschen Sprachgebiet Beispielwirkung. „Wir haben eigens im Dominikanerkloster eine Stelle geschaffen und damit Doris Meinke, die sich seit Jahrzehnten schon für die Pflege des Uckermärkischen Platt engagiert, eine Basis ihrer Arbeit gegeben“, so Prenzlaus Stadtoberhaupt. Sie gehörte 2014 zu den Mitbegründenden des Vereins für Niederdeutsch in Brandenburg. Der jetzt abgeschlossene Vertrag ist für die drei Stadtoberhäupter mehr als nur ein symbolischer Schritt. „Er verdeutlicht unsere Zusammenarbeit. Auch über Kreis- und Landesgrenzen hinaus“, sagt Jörg Gehrmann. Der Bürgermeister von Wittstock ist gleichzeitig Vorsitzender des Niederdeutsch-Vereins. Er sagt: Sprache verbindet die Menschen. Und alles, was verbindet, sei wichtig. Gleichwohl das Niederdeutsche heute im Alltag kaum noch gesprochen wird, so sei es doch ein schützenswertes Kulturgut. Astrid Flügge von der Geschäftsstelle des Vereins zieht den Vergleich mit den Feldsteinkirchen. „Die niederdeutsche Sprache ist gelebte Geschichte“, sagt sie. Sie spricht von Max Lindow und seiner Tochter Dr. Annegret Lindow, von Dr. Eberhard Krienke und dem Mundartverein Ǻdbeernest und natürlich von Doris Meinke. Dass sie krankheitsbedingt bei der Vertragsunterzeichnung nicht dabei sein kann, bedauern alle in der Runde, hatte sie doch viel Herzblut in die Vorbereitungen des ersten gemeinsamen Niederdeutsch-Tages gelegt. Der beginnt mit einer Andacht auf Plattdeutsch in der Marienkirche. Ute Eisenack, die regelmäßig an den Wochenenden unterwegs ist, um plattdeutsche Gottesdienste zu veranstalten, hat ihre Drehorgel mitgebracht und bezieht die Mitglieder des Ǻdbeernest, die die Fürbitte lesen, in die Andacht ein. Auch Pastorin Sophie Ludwig lässt es sich nicht nehmen, die Gottesdienstgäste auf Plattdeutsch zu begrüßen. Im Anschluss steht eine Stadtführung auf dem Programm. Die wollte Doris Meinke durchführen. Natürlich auf Platt. Und natürlich mit Halten an jenen Orten, die für den Bezug zum Uckermärker Platt stehen. Stattdessen führte nun Jürgen Theil, der Vorsitzende des Uckermärkischen Geschichtsvereins, die Gäste durch die Stadt. Später wird auf dem Campingplatz „Sonnenkap“ der Vertrag unterschrieben. Dabei versäumt es Bürgermeister Sommer nicht, auf die gerade erst kürzlich angebrachten Bezeichnungen an den Häusern und Zelten hinzuweisen. Denn die haben plattdeutsche Namen bekommen und so logieren die Gäste hier nun beispielsweise im „Biberbuu“ oder der „Hoasenkuhl“ oder im „Schwoanennest“. Die Idee kommt bei den Plattdeutschfreunden an. Und wer weiß – vielleicht wird sie ja auch kopiert. Das ist sogar gewünscht bei den Vertragspartnern. „Es geht schließlich unter anderem um den Austausch untereinander“, sagt Stavenhagens Bürgermeister Guzu. Den Vertrag nennt er einen Beginn und das Fundament der Zusammenarbeit. Darin heißt es: „Die Länder Brandenburg sowie Mecklenburg/Vorpommern bekennen sich mit der Unterzeichnung der Europäischen Charta zur Regional- oder Minderheitensprache zum aktiven Erhalt und zur Pflege des Niederdeutschen. In diesem Sinne übernehmen die Städte beider Bundesländer eine wegweisende Verantwortung.

Auf diesem Weg soll das Verständnis für die Erhaltung der niederdeutschen Sprache gefördert, Begegnungsfelder geschaffen und das Heimatgefühl sowie regionale Wurzeln gestärkt werden.“ Zum Vertrag gehört eine Erklärung. Und in der wird es dann konkret: Eng will und wird man in den Bereichen Bildung, Pflege und Tourismus zusammenarbeiten. Gute Beispiele dafür gibt es in allen drei Städten. Auch dazu wird man sich immer wieder austauschen. Und: Man trifft sich einmal jährlich in einer der drei Städte.

 

 

Ansprechpartner:

Frau D. Meinke
Dominikanerkloster Prenzlau / Stadtbibliothek
SB Sprache und Literatur

Kategorie:

Rathaus und Verwaltung
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