Vereine, Feuerwehr, Unternehmen und Ortsbeirat ziehen in Klinkow an einem Strang
Prenzlau (spz). Zwei Jahrzehnte liegt die letzte Brandenburgische Gemeindegebietsreform zurück. Ziel war es, die Zahl der Ämter und Gemeinden zu verkleinern. Die Einwohner im damaligen Amt Prenzlau-Land konnten beim Bürgerentscheid ihr Votum für oder gegen die Stadt abgeben. In Blindow, Dauer, Dedelow, Klinkow und Schönwerder entschied man sich mehrheitlich für die Fusion mit der Stadt. Zwanzig Jahre später ist es (wieder) an der Zeit für einen Rückblick und ein Fazit. Wie also lebt es sich in Prenzlaus Dörfern?
Im vergangenen Jahr wollten die Klinkower groß feiern. „Den 700. Jahrestag der Ersterwähnung. Mit einem historischen Festumzug und einer großen Feier. Wie es sich gehört“, sagt Ortsvorsteher Detlef Brieske. Doch daraus wurde nichts. „Zumindest die Jubiläumsbank, die die Familie Roll-Voß initiiert und auch selbst gebaut und aufgestellt hat, konnte eingeweiht werden.“ Und in diesem Jahr war’s nicht besser: „Es war alles geplant. Auch die riesige Wimpelkette, an der viele Klinkower tagelang gemeinsam gesessen und gearbeitet hatten, sollte endlich zum Einsatz kommen. Doch wieder hatten wir das Nachsehen. Zumindest aber die Ausstellung mit historischen Fotos konnten wir zeigen und die Festschrift unters Volk bringen.“ Viele Stunden unermüdlicher Recherchen steckte Bernhard Bartel als Chronist in die Broschüre. Übung darin hatte er bereits, nachdem 2012 unter seiner Federführung die Feuerwehrchronik zum 100-jährigen Bestehen der Wehr entstand. „Ich habe mich vor allem mit den Senioren zusammengesetzt, Fotos angesehen und sie ausgefragt. Ich habe aber nicht allein daran gearbeitet“, sagt er und würdigt das Engagement von Holger Trepk, Bärbel und Detlef Brieske und Ute Bleich vom Uckermärkischen Geschichtsverein, die auch viel Arbeit in die Broschüre steckten. Die Festschrift und die Foto-Ausstellung im Gemeindehaus kamen bei der auf einen Tag „eingedampften“ Jubiläumsfeier im Sommer bei den Klinkowern gut an.
Jetzt werden erst mal wieder kleinere Brötchen gebacken. Immerhin: ein Herbstfest fand kürzlich in dem Prenzlauer Ortsteil statt, der traditionelle Halloween-Umzug für die Jüngsten wurde durchgeführt und am 4. Dezember soll es eine Senioren-Weihnachtsfeier geben. Sich zu treffen, Zeit miteinander zu verbringen, sei wichtig. Davon lebe eine Dorfgemeinschaft, sagt Detlef Brieske. „Die Zeit der ganz großen Feiern, die wir früher hatten, ist eh vorbei. Das ist nicht nur in Klinkow so. Man muss sich nur mal umhören.“ Im Dorf selbst stimme der Zusammenhalt aber. „Und das ist das Wichtigste.“ Wahrscheinlich ist auch das ein Grund dafür, dass der Ortsvorsteher immer wieder mal Anfragen junger Familien bekommt, die gern im Dorf bauen würden. Es gibt ausgewiesene Baugrundstücke, doch solange das Flurneuordnungsverfahren dauert, ist die Ausweisung von Eigenheimen schwierig. „Ein paar Häuser wurden aber schon in den letzten Jahren in Basedow und Klinkow errichtet“, räumt Brieske ein und freut sich über den Zuwachs im Dorf. Und noch etwas hebt er hervor: Die ansässigen Unternehmen. Die sind eine riesige Stütze und bringen sich ein. Da gibt es die Autoverwertung Klinkow, die Firma Bauelemente- und Bauausführung von Egbert Karstädt, den Zweiradshop und den Holzhandel in Basedow, die Phöbusfabrik von Harriet-Simone Roll und Bodenausstatter Gerd Glummert sowie den Lama- und Alpakahof. „2014 kamen wir aus Prenzlau nach Klinkow, um hier ein tiertherapeutisches Angebot zu etablieren“, erzählt Xenia Witte. „Von Anfang an fühlten wir uns willkommen, wurden gut aufgenommen. Die Nachbarn sind interessiert und hilfsbereit und nehmen Anteil, an dem, was bei uns passiert“, beschreibt sie das Leben im Dorf. Bereits vor 26 Jahren hat Friseurmeisterin Kerstin Sprenger im Elternhaus ihren Friseursalon aufgemacht. Zu ihrer Kundschaft gehören neben etlichen Klinkowern auch Leute aus den umliegenden Ortschaften. „Schön wäre es, wenn sich irgendwann eine Nachfolge für den Salon finden ließe“, sagt sie.
„Auch Steffi Ohlbrecht-Firyn, die in Prenzlau ihr Blumengeschäft hat und in Klinkow wohnt, unterstützt uns immer rege. Genauso wie die Agrargesellschaft Dedelow“, setzt Brieske, der niemand vergessen will, hinzu. Neben der materiellen und finanziellen Unterstützung der Aktivitäten im Dorf bedarf es vor allem auch emsiger Hände, engagierter Menschen. „Davon gibt es hier viele. Wenn etwas zu organisieren ist, steht der Ortsbeirat niemals allein da“, sagt dessen Vorsitzender. Einen großen Stellenwert misst er der Freiwilligen Feuerwehr bei. Die leitet seit 2009 Dirk Metzer als Ortswehrführer. Sechs Frauen und zehn Männer gehören der Wehr an. „Die Frauenwehr haben wir 1996 gegründet. Wir dachten: Was die Männer können, gelingt uns auch“, erzählt Heidelore Bartel lachend. Egal, ob Wettkämpfe oder Einsätze – die Frauen waren immer zur Stelle. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn es mittlerweile keine gesonderte Frauenmannschaft mehr gibt. „Liest man die Liste der Mitglieder, wird schnell deutlich, dass es oft Ehepaare sind, die bei uns in der Wehr mitmachen“, sagt Dirk Metzer, der vor allem den Zusammenhalt der Blauröcke hervorhebt. In den letzten zwölf, dreizehn Jahren seien, so der Ortswehrführer, die Anforderungen an die Kameradinnen und Kameraden gestiegen. „2008 schon hatten wir ein neues Löschgruppenfahrzeug bekommen. Bernhard Bartel, der damals Wehrführer war, hatte sich jahrelang dafür ins Zeug gelegt.“ Also bekam das Fahrzeug den Namen „Berni“. Und mit „Berni“ kamen auch die höheren Ansprüche an die Qualifikation der Wehr. „Denn zu dem Fahrzeug gehören Atemschutzgeräte, für die es einer besonderen Ausbildung bedarf. Damit ist ein Standard gesetzt, den wir halten wollen und müssen.“
Bislang hatte Klinkow auch eine Jugendwehr. „Die melden wir aber zum Ende des Jahres ab“, sagt Kathleen Krinowski, die den Nachwuchs viele Jahre unter ihren Fittichen hatte und ihn so gut motivierte, dass die Steppkes bei Wettkämpfen regelmäßig erste und zweite Plätze belegten. Mittlerweile reicht die Zahl der Mitglieder jedoch nicht mehr für die Gruppenstärke. Also werden sich die Kinder einer anderen Jugendwehr anschließen. Kathleen Krinowski selbst bleibt der Arbeit mit dem Nachwuchs treu: sie wird demnächst Stadtjugendwartin. „Dann ist da noch die Volleyballgruppe, die sich in der wärmeren Jahreszeit einmal wöchentlich trifft. Und es gibt die Tanzgruppe, die sehr aktiv ist“, sagt Detlef Brieske. Von Verschlafenheit kann in Klinkow also keine Rede sein. Im Gegenteil. Die Einwohnerinnen und Einwohner sind hellwach. Als 2018 im Rahmen des Prenzlauer Bürgerbudgets der Vorschlag für eine Rutsche und eine Nestschaukel auf dem Platz hinter dem Gemeindezentrum zur Abstimmung kam, fuhren viele von ihnen extra nach Prenzlau. Am Ende gab es für diese Idee sogar mit Abstand die meisten Stimmen.
Was die Fusion betrifft, so ist Detlef Brieske überzeugt, dass man damals alles richtiggemacht habe. „So nahe, wie wir an der Stadt dran sind, lag das doch auf der Hand.“ Damals war das Gemeindezentrum – manche sprachen scherzhaft auch von einem Palast – noch nicht zu Ende gebaut. Dessen Fertigstellung war ebenso wie der Gehwegbau und die Erneuerung der Straßenbeleuchtung in den Fusionsvertrag geschrieben. Längst sind Haken dahinter gesetzt.
Was die Zusammenarbeit mit dem Rathaus betrifft, ist der Ortsbeiratsvorsitzende zufrieden. „Egal, ob ich wegen einer Straße oder einer defekten Gehweglampe anrufe – es wird sehr schnell reagiert.“ Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch noch: die am Weinberg - also am höchsten Punkt Prenzlaus - entstehende Windkraftanlage. Sie nimmt ein Stück weit den Blick von dort oben auf die Stadt. Er schüttelt enttäuscht den Kopf. „Aber die Messen sind gesungen“, sagt er und blickt nach vorn. In knapp drei Jahren, so hofft er, wird in Klinkow und Basedow das nächste Mal richtig groß gefeiert, wenn Basedow 775 Jahre alt wird. Und Dann findet hoffentlich auch der große Umzug endlich statt.
Herr Dr. Andreas Heinrich
Geschäftsbereich 2. Beigeordneter
2. Beigeordneter