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Ortsportrait Dedelow: Freiwillige Feuerwehr ist wichtiger Motor im Dorf

18.10.2021

Prenzlau (spz). Einmal in der Woche schließt Gisela Koch die Tür zum ehemaligen Schulgebäude in Dedelow auf und öffnet die Bibliothek. Zwei Stunden lang können Lesehungrige dann zwischen den Regalen nach interessanten Titeln Ausschau halten. Auf einem Tisch ausgebreitet liegen die Empfehlungen der Hobby-Bibliothekarin, die diese Aufgabe vor ein paar Jahren ehrenamtlich übernommen hat. Ortsbeiratsvorsitzende Gisela Hahlweg ist froh, dass es die Buchausleihe noch gibt. Vieles ist nach der Wende und in den Jahren darauf im Dorf weggebrochen. Wie andernorts auch. Schule, Kaufhalle, Gaststätte, das Landhotel – alles Geschichte. Auch der sogenannte „Lehrerblock“, in dem die meisten der Lehrer aus der gegenüberliegenden Schule wohnten, wurde ebenso wie der am alten Bahnhof abgerissen. Den Begriff „sozialistisches Musterdorf“, der lange Jahre als Synonym an Dedelow zu kleben schien, mag Gisela Hahlweg nicht. Dedelow war ein Dorf wie viele andere in der DDR. Durch die große Milchviehanlage und die Landwirtschaft lebten hier einst mehr als 1.200 Menschen. Mit den Jahren hat sich die Zahl mehr als halbiert. Im Einwohnermeldeamt der Stadt ist zu erfahren, dass in Dedelow Mitte dieses Jahres 527 Menschen lebten. Heute fahren die Leute zum Arbeiten und Einkaufen nach Prenzlau, die Kinder gehen in der Stadt zur Schule. „Wir haben trotzdem noch eine ganze Menge hier“, sagt Gisela Hahlweg. In der alten Schule ist die Kita untergebracht. 48 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren werden von zehn Erzieherinnen betreut. „Eine Dorf-Kita hat ihre Vorteile. Alles ist familiärer, man kennt sich untereinander, es ist persönlicher“, sagt Leiterin Katrin Schadow. Die Kita gehört gewissermaßen zu den „Säulen“ im Dorf. Ebenso wie die Freiwillige Feuerwehr, die Bibliothek, der Sportverein SV 90 – der erst vor Kurzem aus Prenzlau wieder an seine alte Trainingsstätte in Dedelow zurückgekehrt ist. Wichtig sind aber auch die im Dorf und der Umgebung angesiedelten Firmen, die Angler, der Frauenchor und die Seniorengruppe. Letztere hat sich vor der Pandemie regelmäßig getroffen. Früher im Landhotel, später im „Tanger“. Oder man war unterwegs, machte Ausflüge. Schon seit vielen Jahren wird die Gruppe durch die Ortsbeiratsvorsitzende – oder Ortsbürgermeisterin, wie es früher hieß – betreut. Sie nennt sie scherzhaft die „Backenkneifer“, weil sie ihr einst zur Begrüßung oft die Wange tätschelten und sie freundlich zwickten. Da war sie quasi das Küken in der Gruppe. In zwei Jahren feiert Gisela Hahlweg ihr 30-jähriges Jubiläum als Ortsbürgermeisterin. An die Zeit vor 20 Jahren, die Fusion mit Prenzlau und all die vorhergehenden Diskussionen, Abwägungen, Versuche zum Erhalt der Eigenständigkeit des Amtes Prenzlau-Land, kann sie sich lebhaft erinnern. Heute, wenn sie zurückschaut, ist die Bilanz positiv. Trotz alldem, was wegbrach. „Das hätte auch aus Prenzlau, aus dem Rathaus, niemand aufhalten können“, weiß sie und freut sich umso mehr, dass es dieses Gemeinsame, das Verbindende im Dorf immer noch gibt. Im vergangenen Jahr, als die Feierlichkeiten zum 700-jährigen Jubiläum auf einen Nachmittag mit Festgottesdienst und Ausstellungsrundgang eingedampft wurden, habe man das erlebt. Der Andrang, das Interesse waren riesig. „Und die Festschrift, die unsere Ortschronistin Maren Wolff geschrieben hat, fand riesigen Absatz.“ In diesem Jahr wollte man die Feierlichkeiten eigentlich nachholen. Aber die Unwägbarkeiten waren einfach zu groß. Immerhin konnten die Schilder für den historischen Rundgang durch das Dorf angebracht werden. Die waren sozusagen Geburtstagsgeschenk der Stadt.

„Dieser historische Rundgang ist für Dedelow wichtig, weil er deutlich macht, dass Dedelow in den 700 Jahren eine sehr wechselvolle Geschichte hatte und nicht immer so aussah wie jetzt beziehungsweise seit den 1960er Jahren. So spiegelt der Rundgang die Beschäftigung mit der Geschichte des Dorfes wider. Auch die Aktivitäten zur Sanierung der Kirche, des Kriegerdenkmals und des Mausoleums gehören dazu. Damit bewahrt man die Historie von Dedelow und holt den historischen Kern des Dorfes wieder in die Öffentlichkeit. Die Resonanz am jährlichen Tag des offenen Denkmals ist dafür ein guter Beleg“, sagt Dr. Andreas Heinrich. Der Zweite Beigeordnete hat als Privatperson die Patenschaft über das Mausoleum übernommen. „Die Informationen für die Festschrift zusammengetragen, die Fotos herausgesucht und die Texte geschrieben hat die Ortschronistin. Die Dedelower können sich glücklich schätzen, dass sie dem Dorf so verbunden ist“, sagt Bürgermeister Hendrik Sommer. Ihm sind die Ortsteile wichtig. „Sie gehören ebenso wie die Kernstadt zu Prenzlau. Die kaputte Parkbank hier hat nicht weniger Priorität als die an der Uckerpromenade.“

Ein Motor ist in Dedelow seit Jahr und Tag die Freiwillige Feuerwehr. Das ist nicht erst so, seitdem Toni Hahlweg die Leitung übernommen hat. 48 aktive Kameradinnen und Kameraden und zehn Mitglieder der Jugendwehr gibt es im Dorf. Dazu kommt die Alters- und Ehrenabteilung. Die Feuerwehr ist ein Ort der Gemeinschaft. Einmal im Monat trifft man sich am Sonnabendvormittag, räumt auf, macht sauber, überprüft die Technik und isst gemeinsam Mittag. Dieser Treff sei, so Hahlweg, wichtig für den Zusammenhalt. Grillabende, zu denen auch die Partner eingeladen werden, gehören ebenso dazu. Wie auch all die zusätzlichen Aktivitäten, wo die Blauröcke gefragt sind. Mit der Jugendwehr waren sie letztens auch wieder im Einsatz: beim Sommerfest in der Kita. „Und irgendwann können wir auch wieder im normalen Rhythmus alle zwei Jahre das Floriansfest durchführen“, sagt der Ortswehrführer optimistisch. „Immer im Wechsel mit dem Stadtbrandfest.“ Vor allem die Jüngsten wolle man so erreichen. Toni Hahlweg ist wie viele andere hier mit der Feuerwehr aufgewachsen. Er weiß genau, wie die Mädchen und Jungen den Wettkämpfen entgegenfiebern, ihr Können unter Beweis stellen wollen. „Zwei Jahre Abstand sind für Kinder einfach zu lang. Sie wollen sich jedes Jahr bei Wettkämpfen messen.“

Der Rückblick auf 20 Jahre Fusion oder Eingemeindung bedeutet auch, sich die Karten zu legen, abzurechnen. „Es wurden Fusionsverträge zwischen der Stadt und dem Amt Prenzlau-Land für die Dörfer, die nach Prenzlau gingen, ausgehandelt“, sagt Dr. Andreas Heinrich. Damals war er Bauamtsleiter bei Prenzlau-Land. Heute ist er neben Stadtentwicklung, Bauen, Ordnung und Sicherheit auch für die Ortsteile zuständig. Er hat im Blick, was dort in den zurückliegenden Jahren – auf Grundlage der Verträge und darüber hinaus – investiert wurde. „Dedelow war der erste Ortsteil, der durch einen Radweg an die Stadt angebunden wurde. Dank des Bodenordnungsverfahren, welches zwar Jahrzehnte dauert und noch vielleicht fünf bis acht Jahre dauern wird, aber durch das die zu DDR-Zeiten durcheinandergeratenen Grundstücksstrukturen in den Ortslagen und der Feldflur geordnet wurden. Durch das Bodenneuordnungsverfahren wurde auch die Agrarstruktur für die Zukunft fit gemacht“, so Heinrich. Und er zählt weiter auf: „In Dedelow wurde der Spielplatz neugestaltet, die Straße ‚Am alten Bahndamm‘ saniert, es gab neue Straßenbeleuchtungen. In Regenentwässerungsmaßnahmen flossen ebenso Mittel wie in Bushaltestellen und bauliche Maßnahmen am Feuerwehrgebäude. Regelmäßig gab es Anschaffungen für die Kita, der Sportplatz wurde angekauft, im Rahmen des Bürgerbudgets ein Pavillon als Jugendtreff aufgebaut.“ Hinzu kämen Mittel, die nach Ellingen und Steinfurth, die zu Dedelow gehörenden Gemeindeteile, gingen. „Wir haben partout keinen Grund zu meckern“, sagt Gisela Hahlweg. Das, was gemacht werden konnte, wurde gemacht. Auch vom Kommunalen Wohnungsunternehmen, das zwar zwei Neubaublöcke abriss, jedoch auch neue Parkplätze baute.

„Mit der Wohnungsgenossenschaft Prenzlau e.G. gibt es zudem bereits konkrete Abstimmungen über die Nachnutzung der leerstehenden Blöcke an der Steinfurther Straße, wenn sie einmal abgerissen werden. Es läuft im Prinzip, angelehnt an den Stadtumbau, auf einen Dorfumbau hinaus, um wieder dörfliche Bebauungsstrukturen zu etablieren. Natürlich ohne die heutige Bebauungsstruktur mit den Blöcken gänzlich in Frage zu stellen“, informiert Heinrich.

Dass man damals zur Stadt gegangen sei, so Ortsbeiratsvorsitzende Hahlweg, war richtig „und allein schon durch die Nähe zur Stadt begründet. Acht Kilometer sind ein Katzensprung.“ Zuvor haben man jedoch lange um die Eigenständigkeit des Amtes gekämpft. „Dafür fusionierten Dedelow und Schönwerder sogar. Als dann aber klar war, dass Ämter mindestens 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben müssen, waren wir gezwungen, umzudenken.“ Die Erfahrungen in Dedelow würden jedoch zeigen, dass es gut funktioniert. Das setze Engagement aus den Dörfern voraus. Deshalb auch kandidierte Toni Hahlweg bei der letzten Kommunalwahl und sitzt seitdem in der Fraktion „Wir Prenzlauer“ in der Stadtverordnetenversammlung. Hier versteht er sich vor allem als Vertreter der Ortsteil-Belange. Die werden, das betont er, von Politik und Verwaltung ernst genommen. Zeugnis dessen sind auch die 20.000 Euro, die man in eine Machbarkeitsstudie für die Zukunft des ehemaligen Schulgebäudes gesteckt hat. „Bislang gibt es allerdings noch keine konkrete und vor allem finanzierbare Lösung für die Umnutzung zum multifunktionalen Gemeindehaus. Das bleibt eine wichtige Aufgabe für die Zukunft“, sagt Heinrich. Man bleibe jedoch „am Ball“.

 

Ansprechpartner:

Herr Dr. Andreas Heinrich
Geschäftsbereich 2. Beigeordneter
2. Beigeordneter

Kategorie:

Bauen und Stadtentwicklung
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