Prenzlau (spz). Zwei Jahrzehnte liegt die letzte Brandenburgische Gemeindegebietsreform zurück. Ziel war es, die Zahl der Ämter und Gemeinden zu verkleinern. Die Einwohner im damaligen Amt Prenzlau-Land konnten beim Bürgerentscheid ihr Votum für oder gegen die Stadt abgeben. In Blindow, Dauer, Dedelow, Klinkow und Schönwerder entschied man sich mehrheitlich für die Fusion mit der Stadt. Zwanzig Jahre später ist es (wieder) an der Zeit für einen Rückblick und ein Fazit. Wie also lebt es sich in Prenzlaus Dörfern?
Oft kommen Politiker, wenn sie Fördermittelbescheide übergeben, mit Papieren, die sie in die Kameras der Reporter halten, sprechen kurz über die Gründe für die Förderung, schütteln Hände oder stoßen heutzutage alternativ die Ellenbogen und reisen wieder ab. Der Kalender ist voll, der nächste Termin schon getaktet. Als Staatssekretär Dr. Markus Grünewald im August nach Dauer kommt, geht es auch um Fördermittel. Sogar in beträchtlicher Höhe: 250.000 Euro. Grünwaldt, die Ärmel des weißen Hemdes aufgekrempelt und gleich nach der Begrüßung ins Gespräch vertieft mit Jens Putz, dem Ortsbeiratsvorsitzenden, und Ortswehrführer Ralf Hamann, hat keine Papiere mitgebracht. Das Bürokratische werde schließlich zwischen den Behörden geklärt. Aber etwas hat er: Fragen. Das Interesse an dem, was in Dauer passiert, ist deutlich. Hier will einer tatsächlich wissen, wofür die Gelder, die in Form einer Förderung ausgegeben werden, geplant sind. Dr. Andreas Heinrich, Zweiter Beigeordneter der Stadt und für Bauen, Förderungen sowie die Ortsteile zuständig, erläutert: „Dauer hat einen Gemeindesaal, aber ohne Toiletten. Die gehören zum Privatgebäude gleich nebenan und müssen temporär, wenn der Saal genutzt wird, gemietet werden. Gleichzeitig weist das Feuerwehrgebäude, ein ehemaliger Düngerschuppen, nach der Sanierung in den 1990er Jahren mittlerweile bauliche Mängel auf. Außerdem ist die Feuerwehrgarage so eng, dass sich das Parken des Fahrzeugs als sehr kompliziert erweist.“ Die Lösung, so hatte man in Zusammenarbeit von Ortsbeirat und Verwaltung herausgearbeitet, ist ein Anbau am Gemeindesaal inklusive des Einbaus einer Toilette. Über die Feuerwehrinfrastrukturrichtlinie des Ministeriums des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg wurde deshalb eine Festbetragsfinanzierung für den Feuerwehr-Stellplatz in Höhe von 250.000 Euro beantragt. Ein weiterer Förderantrag wurde beim Landesamt für ländliche Entwicklung und Flurneuordnung über das LEADER-Programm gestellt. Die Antragssumme lag hier bei rund 117.000 Euro. „Hierfür liegt ein positives Votum des Regionalen Arbeitskreises UckerRegion vor. Der Eigenanteil der Stadt selbst beträgt etwa 400.000 Euro.
In Dauer verspricht man sich von dem Neubauprojekt und den damit einhergehenden Verbesserungen einiges. „Wir werden damit als Feuerwehr hoffentlich auch wieder attraktiver und interessanter für mögliche Mitstreiter“, sagt der Ortswehrführer und der Ortsbeiratsvorsitzende ist gewiss, dass Förderungen in den Ortsteilen immer ein wichtiges und gutes Signal auch an die Bevölkerung sind. Die sieht: Hier tut sich etwas, der ländliche Bereich ist nicht vergessen. So wurde in den letzten Jahren beispielsweise der Dorfplatz saniert und neugestaltet und die Freilichtbühne erhielt ein Vordach. „Generell muss man sagen, dass wir von der Eingemeindung vor 20 Jahren profitiert haben und dass sich in Dauer seitdem viel getan hat und eine Menge investiert wurde“, sagt Jens Putz und rechnet Vieles davon auch dem früheren Ortsbeiratsvorsitzenden Karl-Franz Sternberg zu. „Er war immer sehr energisch und unnachgiebig gewesen, wenn es um Dauer ging. Seine Rührigkeit war schon enorm. Er war ein Streiter für die Ortsteile.“ So viel Zeit wie sein Vorgänger hat Jens Putz nicht. Er ist in seinem Beruf sehr eingespannt und deshalb umso mehr auf die Unterstützung anderer Engagierter im Dorf angewiesen. Vor allem dann, wenn man sich einsetzt für Projekte, die noch auf der Agenda stehen. So, wie der fehlende Radweg in Richtung Göritz bzw. Prenzlau. Lenkt man den Blick auf die Erfolge, so fällt auf jeden Fall der Kirchturm mit seiner goldenen Spitze ins Auge. Eigens für die Kirchen-Sanierung wurde ein Förderverein gegründet. Heute ist er nicht mehr aktiv – das Ziel wurde erreicht. Weniger imposant, das Dorfleben aber dennoch um einen Treffpunkt ergänzend, ist der Bücherschrank, der im vergangenen Jahr aufgestellt wurde. Es ist die Mischung aus kleinen und großen Schritten, die das Dorfleben ausmachen. Bedauerlich sei, so Putz, dass man seit dem vergangenen Jahr nicht mehr richtig feiern konnte. „Die 700-Jahr-Feier haben wir jetzt auf 2022 verschoben. Ursprünglich wollten wir sie in diesem Jahr zusammen mit dem Stadtbrandfest begehen. Nun hoffen wir, das Stadtbrandfest zur Einweihung des neuen Feuerwehrgebäudes in Dauer zu feiern.“ Für die 701-Jahr-Feier sei ein historischer Umzug geplant, sagt der Ortsbeiratsvorsitzende und hofft, dass sich viele Einwohnerinnen und Einwohner daran beteiligen werden. In der Vergangenheit waren immer viele dabei, wenn es etwas zu organisieren galt, wenn man sich im Dorf traf. Aber die Aktiven werden weniger. Für die Älteren wird es beschwerlicher, die Jüngeren sind beruflich so eingespannt, dass es schwer sei, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Eines der wichtigen Bindeglieder ist die Feuerwehr mit ihren 13 Aktiven und sieben Mitgliedern der Alters- und Ehrenabteilung. Ohne die würde – wie in den meisten anderen Ortsteilen – nichts laufen. Nicht nur beim Osterfeuer und dem gemeinsamen Verbrennen der Weihnachtsbäume sind die Blauröcke zur Stelle. Aber auch auf die Jagdgenossenschaft und den Anglerverband sei Verlass, betont Putz.
Befragt nach einem Fazit zwei Jahrzehnte nach der Fusion, klingt sein Resümee gut. Natürliche gebe es immer mal Knackpunkte und selbstverständlich würde er manches Projekt auch schneller realisieren, doch grundsätzlich laufe es gut, die Zusammenarbeit mit der Stadt funktioniere, zu den meisten Mitarbeitenden in den Fachämtern der Verwaltung habe er einen guten Draht. Und im Zweifelsfall hilft es immer, wenn man miteinander redet.
Herr Dr. Andreas Heinrich
Geschäftsbereich 2. Beigeordneter
2. Beigeordneter