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Kranichfalten als Friedensaktion

13.07.2021

Prenzlau (spz). Rund 12.500 Kraniche, verstaut in Kartons und großen Säcken, lud Jacqueline Eckardt am Dienstagvormittag gemeinsam mit dem Ersten Beigeordneten Marek Wöller-Beetz und Prenzlaus Kinder- und Jugendbeauftragtem Christoph Berkholz in ihr Auto. Die ehrenamtliche Kinderbeauftragte aus Frankfurt/Oder hatte im Januar 2019 die Aktion „Frankfurt macht Frieden“ gestartet und dazu eingeladen, die längste Kranichkette der Welt entstehen zu lassen und so ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Dass die Idee so viele Mitstreiter finden würde, hätte sie sich am Anfang nicht vorstellen können. Bundesweit traf sie mit ihrem Aufruf auf offene Ohren, noch ist die Zahl der bei der Aktion gefalteten Kraniche nicht bekannt. Aber allein in Prenzlau sind es besagte rund 12.500, Cottbus brachte es auf etwa 40.000 Kraniche. Eigentlich sollte bis August 2020 gefaltet werden und dann wollte man sich zu einem großen Friedensfest in Frankfurt/Oder treffen. Pandemiebedingt musste das Fest verschoben werden - und es wurde weiter gefaltet. Unendlich viele Geschichten könnte Jacqueline Eckardt zu diesem Projekt erzählen. Senioren haben mitgemacht, viele Kindereinrichtungen natürlich, Jugendliche und beispielsweise die Bewohner eines Hospizes in Berlin-Köpenick. Nun wird das Friedensfest, etwas kleiner als ursprünglich geplant, am 6. August dieses Jahres stattfinden. Es ist der Tag, an dem vor 76 Jahren die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki begannen. „Zu den Opfern gehörte auch das Mädchen Sadako, das damals zwei Jahre alt war. Zehn Jahre später erkrankte sie in Folge der Atombombenabwürfe an Krebs. Einer japanischen Legende nach muss man 1.000 Kraniche falten, um einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Sie wünschte sich, gesund zu werden. Mehrere hundert Kraniche schaffte sie zu falten, bevor sie starb. Doch ihre Freunde falteten weiter. Sie verkauften die Kraniche und sammelten so das Geld für eine Skulptur für den Friedenspark in Hiroshima. Sie erinnert bis heute an die Geschichte von Sadako“, erzählt Jacqueline Eckardt. Immer wieder werde die Figur mit Kranichketten behängt. „Hoffentlich auch mit Ketten aus Deutschland. Denn bei der Lufthansa habe ich angefragt, ob ein Teil der hier gefalteten Kraniche nach Japan mitgenommen werden kann.“

In Prenzlau schloss man sich 2019 der Aktion an, das erste öffentliche Kranichfalten fand zum Neujahrsempfang 2020 statt. „Es war großartig, zu sehen, wie viele Kraniche allein an diesem Abend entstanden“, erinnert sich der Erste Beigeordnete und dankt allen, die seitdem mitgemacht und fleißig gefaltet haben. Vom Kita-Kind bis zur Seniorin. Am Ende türmten sich Kisten und Säcke im Rathaus. Kaum vorstellbar, dass dies nur ein Bruchteil dessen ist, was bei der Friedensaktion insgesamt zusammenkam. Bei der Frankfurter Kinderbeauftragten sind in den letzten Wochen und Monaten unzählige Pakete und Briefe eingetroffen. Dort, wo es besonders viel war – wie in Prenzlau – ist sie hingefahren und hat die Abholung persönlich übernommen. Jacqueline Eckardt holt ihr Smartphone hervor und zeigt eine Karte. Hamburg ist ebenso wie Köln markiert, Cottbus und Dresden, Forst und Neuruppin, Strausberg und Prenzlau sind benannt. „Die Karte ist gar nicht mehr aktuell, Bayern beispielsweise kam auch noch dazu“, sagt sie. Derzeit seien sie und ihre Mitstreiter dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. „Darüber, wo mitgemacht wurde und wie viele Kraniche es letztlich sind.“ Einen Teil der in Deutschland gefalteten Kraniche werde sie an ein Papierwerk in Japan schicken. „Dort recyceln sie die Kraniche aus dem Friedenspark, wenn sie nach einer Weile abgenommen werden, und machen Notizbücher daraus. Das ist eine schöne Idee.“ Am Ende werden Ketten aus den Kranichen gebastelt. Sie sollen am 6. August die Friedensbrücke von Frankfurt/Oder nach Slubice schmücken. Nicht wenige davon kommen aus Prenzlau. „Ich bedanke mich bei allen hier in der Stadt, die mitgemacht haben und so nicht nur zum Gelingen der Aktion beitrugen, sondern ganz persönlich, mit jedem einzelnen gefalteten Kranich, auch ein Zeichen für den Frieden setzten“, sagt Jacqueline Eckardt, bevor sie wieder ins Auto steigt. Unterstützt wurde das Kranichfalten in Prenzlau übrigens von der Arche in Berlin und der Leipa-Papierfabrik in Schwedt, die das Papier in der speziellen Größe zur Verfügung stellten.

 

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