Prenzlau (spz). Vor 30 Jahren, Anfang Juni, ging der Berufsbildungsverein Prenzlau offiziell an den Start. Hervorgegangen ist er aus der 1967 gegründeten Lehrwerkstatt des Armaturenwerkes. Heute bietet der BBVP nicht nur die Erstausbildung an, sondern unterstützt vor allem auch diejenigen, die für den Start ins Berufsleben einen größeren Unterstützungsbedarf haben.
„Am Anfang war es eine Zitterpartie“, blickt Daniel Drews auf das erste Halbjahr 2020 zurück. „Wir wussten doch alle nicht, was wird“, beschreibt der Geschäftsführer des Berufsbildungsvereins Prenzlau e.V. die Zeit des ersten Lockdowns und aller damit verbundenen Unsicherheiten. „Wir haben unsere Maßnahmen zunächst ausgesetzt und dann auf den Online-Modus umgestellt, die Mitarbeiter – glücklicherweise nur für zwei Monate – in Kurzarbeit geschickt und unser Konzept angepasst. Danach konnten wir nach Vorgaben der neuen Verordnungen wieder starten.“
Seit 30 Jahren gibt es den Berufsbildungsverein, kurz BBVP, jetzt schon. Drews, der 2015 die Geschäftsführung übernahm, beschreibt die Zielstellung mir knappen Worten: „Wer Bildung braucht und möchte, soll hier Bildung bekommen.“ Angeboten werden berufsvorbereitende und berufsbegleitende Maßnahmen sowie Erstausbildung, Qualifizierung und Weiterbildung. „Wir gehören einem Ausbildungsverbund an, der sich zunächst, in den Jahren nach der Wende, insbesondere aus den Nachfolgebetrieben des ehemaligen Armaturenwerkes zusammensetzte und mittlerweile aber viele weitere Partner gewonnen hat. Außerdem kooperieren wir mit Prenzlauer Schulen und sind enger Partner des Oberstufenzentrums.“ Die wohl wichtigsten Partner des BBVP aber sind das Job-Center und die Bundesagentur für Arbeit, werden von hier aus doch die meisten Teilnehmer vermittelt, die beim Berufsbildungsverein Maßnahmen absolvieren. Was sich trocken anhört, bedeutet für viele die Voraussetzung, um in eine berufliche Zukunft zu starten oder sich diese zu sichern.
In dem Büro, in dem schon sein Vater auf dem Stuhl des Chefs saß, blickt er auf die Zahlen der letzten zwölf Monate: „Die Angebote des Berufsbildungsvereins haben im Jahr 2020 trotz der Corona-Krise etwa 250 Teilnehmer wahrgenommen. Das sind in der Berufsvorbereitung 60 Frauen und Männer, wobei über 80 Prozent in der Regel in betriebliche bzw. in geförderte Ausbildung übergehen. Für alle anderen gibt es Angebote für Arbeit, Werkstatt oder andere Formen der Integration. Das bedeutet, dass wir, ohne die Abbrecher mitzurechnen, eine fast hundertprozentige Vermittlungsquote haben.“ An den ausbildungsbegleitenden Hilfen nahmen 80 Personen teil, davon schlossen 80 Prozent erfolgreich ab. Für alle anderen gibt es bei Bedarf andere Angebote.“ Positiv ist aus die Bilanz bei der Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen, einer kooperativen Form. Hier waren 20 Teilnehmende integriert, 80 Prozent erreichten den Abschluss. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Vereins ist das Modell „Reha-integrativ“ mit den Bereichen Metallgewerk und Malergewerk. Die Abschlussquote der 20 Teilnehmer lag bei 60 Prozent, die Schweißausbildung hingegen bestanden mehr als 90 Prozent der Teilnehmer. Aktuell sind es rund 200 Menschen, die beim Berufsbildungsverein eine der Maßnahmen absolvieren.
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit sei es, erwerbsfähige Leistungsberechtigte, wie es im Amtsdeutsch heißt, für den Arbeitsmarkt fit zu machen. „Darauf haben wir uns spezialisiert, hier liegt unsere Kernkompetenz“, sagt Drews. So sei man beispielsweise auch Träger einer Maßnahme beim Projekt „Gemeinsam zum Ziel“, bei dem unter 25-jährige fit gemacht werden sollen für die Teilnahme am sozialen und am Arbeitsleben.
Die breite Aufstellung des Vereins, dem auch die Stadt Prenzlau angehört, macht es möglich, dass den Maßnahmeteilnehmern die verschiedensten Perspektiven aufgezeigt werden können, wenn sie hier integriert sind. Dabei wird das Spektrum – je nach Möglichkeiten und aktuellen Erfordernissen – immer wieder angepasst und erweitert. „So haben wir 2016 Projekte der Kompetenzfeststellung für geflüchtete Menschen initiiert, sind Kursstätte für die Schweißtechnische Ausbildung – kurz: man kann bei uns den Schweißerpass machen. Weiterhin bilden wir Fachkräfte für CNC-Technik aus, ermöglichen den Erwerb des Fahrausweises für Gabelstapler und bieten seit 2020 Pflegebasiskurse an.“ Stillstand kennen Drews und sein Team nicht. Und so gibt es immer auch Zukunftspläne. Konkret sehen die so aus, dass man investieren will in die Fort- und Weiterbildung in der Robotertechnik und im 3-D-Druck. Die entsprechenden Förderungen sind beantragt und beim BBVP ist man optimistisch, dass es klappt.
Die große Feier zum Jubiläum, so Drews, findet erst mal nicht statt. Darum aber gehe es ja auch nicht. Vielmehr sei es wichtig, die erfolgreich die Maßnahmen des Vereins fortzusetzen und neue anzuschieben, um möglichst vielen Menschen zu helfen, auf dem Arbeitsmarkt gut Fuß zu fassen.
Herr Hendrik Sommer
Bürgermeister und Stabsstellen
Bürgermeister