Prenzlau (spz). „Man sagt doch, dass jeder im Leben einen Baum pflanzen soll“, meint Nico Beetz und sticht den Spaten in den Waldboden. Nachdem er das Loch ausgehoben hat, setzt Tino Le eine kleine Esskastanie ein. Bei dem einen besagten Baum bleibt es an diesem Tag nicht. Die Jungs vom Kinder- und Jugendbeirat haben sich am Sonnabendvormittag so wie rund 40 weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Aufruf von Bürgermeister Hendrik Sommer und Stadtförster Jens Rackelmann zum „Einheitsbuddeln“ angeschlossen. Sie sprechen vom Klimaschutz und davon, dass sie einen aktiven Beitrag leisten wollen. Die Fläche im Stadtforst, wo sie Esskastanien, Lärchen, Weißtannen und Douglasien einpflanzen, war einst ein Fichtenwald. Die Bäume haben Trockenheit und Wärme jedoch nicht standgehalten und wurden vom Borkenkäfer befallen. „Wir mussten fällen. Eigentlich ist ein solcher Kahlschlag für uns ein absolutes No-Go“, sagt Rackelmann. Denn in einem FSC-zertifizierten Wald sei dies im Normalfalle tabu. Doch normal waren eben auch die klimatischen Bedingungen in den zurückliegenden Jahren nicht. Die Besorgnis hört man heraus. Auf dem Areal soll nun ein Mischwald entstehen. Die Neupflanzungen ergänzen die bereits stattfindende Naturverjüngung. Alle vier Baumarten, so Rackelmann, seien als relativ resistent bekannt. Er will den Teilnehmenden nicht nur Spaten in die Hand drücken, sondern sie sensibilisieren für den Wald. Und so spricht er denn auch von dem Spagat, den man mache: „Wir brauchen den Wald aus ökologischen Gründen, für den Klimaschutz, aber auch als Nutzwald. Für uns für und für spätere Generationen.“ Nach einer kurzen Einweisung geht es los. In Zweierteams wird gepflanzt. 500 Bäume setzt Rackelmann als Ziel für diesen Vormittag.
„Naturschutz ist für mich ein wichtiges Anliegen“, sagt Jenny Grünwald. Die Mitarbeiterin des Prenzlauer Rathauses hat Landschaftsnutzung und Naturschutz studiert. Und auch wenn sie mittlerweile in der Verwaltung arbeitet, so fühlt sie sich dem Thema doch weiter eng verbunden. Ehrenamtlich unterstützt sie den Naturpark Unteres Odertal und nutzt auch andere Gelegenheiten wie diese, um sich aktiv mit einzubringen. Mit dabei sind ebenfalls zehn Auszubildende vom Berufsbildungsverein. „Die Baumpflanzung ist für uns Höhepunkt einer Projektwoche, in der es um den Klimaschutz ging“, sagt Sozialpädagogin Caroline Greiner. „Unsere Azubis sind allesamt freiwillig hier“, betont sie nicht ohne Stolz. Die jungen Leute sind wie alle anderen eifrig bei der Sache. Es wird geredet, gelacht, vor allem aber gebuddelt und gepflanzt. Bürgermeister Hendrik Sommer und Prenzlaus Ausländerbeauftragte Sekine Flämig sind ein Team, unweit von ihnen arbeiten der ehemalige Hauptamtsleiter der Stadt, Frank Müller, und der CDU-Stadtverordnete Marco Tank. Er hat neben seiner Tochter noch andere Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium mitgebracht. Mit Hellmuth Picht sind auch die Rotarier vertreten; mit dabei sind ebenfalls Mitglieder des Rotaract-Clubs, vom SV Fortuna und von der Begegnungsstätte „Diester“. „Es wäre schön, wenn das eine Tradition wird“, sagt Marco Tank und spricht von Millionen von Bäumen, die so überall gepflanzt würden. Für den Klimaschutz, aber auch als Symbol für ein Miteinander im Land.
Es geht zügig voran beim Prenzlauer „Einheitsbuddeln“. Jens Rackelmann und sein Praktikant Leonard Dinter müssen nur wenig Hilfestellung geben. Später kommen noch Streetworker Holger Schubert und weitere Helfer dazu. Nach knapp zwei Stunden staunt selbst der Stadtförster nicht schlecht. Denn letztlich waren es dreimal so viele Setzlinge, wie ursprünglich angedacht, die in die Erde gebracht wurden. Und er hat eine Idee: Wir laden in vier Jahren alle, die diesmal dabei waren, ein und schauen uns zusammen an, was aus dem Waldstück geworden ist.
Herr J. Rackelmann
Stadtforst
Revierförster