direkt zum Seiteninhalt direkt zum Seitenmenü direkt zum Hauptmenü

Gemeinsam mit Carsten Stahl gegen Mobbing

23.03.2018

Macht jemand anderes etwas, was meine Aufgabe ist, besser, kommt mit seinen Methoden an ein Ziel, das ich nicht erreiche, dann kann mich das ärgern. Deshalb muss mein Ansatz nicht falsch sein, deshalb ist der andere nicht per se besser: aber ihm gelingt etwas. Carsten Stahl gelingt es, Schüler für das Thema Mobbing zu sensibilisieren. Seit vier Jahren ist er landauf, landab an Schulen unterwegs, um mit Mädchen und Jungen im Rahmen seiner Kampagne „Stoppt Mobbing!“ zu arbeiten. In dieser Woche war Stahl, seinem jungen Publikum bestens aus Reality-Soaps im Privatfernsehen bekannt und für viele von ihnen so etwas wie ein Held, ein Vorbild, in Prenzlau zu Gast. Auf Einladung des Bürgermeisters, der ziemlich schnell nach dem ersten Kennenlernen mit dem dröhnenden sympathischen Berliner von dessen Projekt, seinem Ansatz, überzeugt war und meinte: „Genau das Richtige für unsere Schulen.“ Mit dem Gegenwind, der ihm zunächst teilweise aus eben denen entgegen schlug, hatte Sommer nicht gerechnet, Stahl jedoch hatte ihn vorgewarnt. „Ich habe tatsächlich zu hören bekommen, dass es an unseren Schulen Mobbing nicht gibt“, sagt Sommer kopfschüttelnd. Es ärgert ihn, selbst Vater von vier Kindern, dass die Augen geschlossen werden, dass reflexartig aus Angst vor der Stigmatisierung als sogenannte „Problemschule“ Schulleiter und Lehrer abwehren. Am Ende ist es trotzdem, viel Überzeugungsarbeit war dem vorangegangen, gelungen, an zwei Tagen mehr als 1 200 Kinder und Jugendliche in die Uckerseehalle zu holen.

Seine Ausbildung hat Carsten Stahl quasi auf der Straße, im Kietz, absolviert. Seine Universität war das reale Leben. Er war als Kind, damals klein, dicklich, mit einem roten Schopf und Sommersprossen, ideales Mobbingopfer. Irgendwann drehte er den Spieß um. „Was ihr könnt, kann ich schon lange.“ Aus dem Opfer wurde ein Täter. Klartext: Carsten Stahl wurde kriminell. Irgendwann aber fiel der Groschen, wollte er die Seite endgültig wechseln und Opfer schützen, Täter zum Nachdenken bringen. „Es fängt in den Kitas, in den Schulen an. Mobbing ist ein Geschwür unserer Gesellschaft“, sagt Stahl und geht eben deshalb in die Schulen, um mit den Kindern etwas ganz Simples zu machen: Er erzählt seine Geschichte. Und die ist bitter. Manchem Schüler geht sie so unter die Haut, dass die Tränen zu kullern beginnen. Stahl ist sich dessen bewusst, dass er etwas auslöst. Unter den Lehrern Getuschel: „Damit müssen wir jetzt klarkommen…“ Bürgermeister Hendrik Sommer nickt: „Ja, genau, weil es ihr Thema tagtäglich an den Schulen ist. Ich unterstelle niemand etwas und weiß wie es ist, sich ohnmächtig zu fühlen, keine Lösung zu wissen. Aber Bitteschön: da holen wir jemand, der stößt die Tür auf, bietet einen neuen Ansatz, um über das Thema Mobbing zu sprechen. Ohne Schuldzuweisungen. Einfach indem er klarmacht: Man kann hier ein Stoppschild aufstellen.“ Am Ende der Veranstaltung rufen hunderte Kinder, nachdem sie ihre Namen neben den von Carsten Stahl auf das große Anti-Mobbing-Banner gesetzt haben, gemeinsam mit Stahl: „Stoppt Mobbing!“ Später muss er natürlich Autogrammkarten unterschreiben, für Selfies in die Kamera lächeln. – Muss? – Stahl macht das gern. Er weiß, dass die Mädchen und Jungen etwas mitnehmen. Er weiß auch, dass es manchen unheimlich ist, dass ihm viele Kinder und Jugendliche ihm so an den Lippen hängen, dass sie nach der Veranstaltung zu ihm auf die Bühne kommen und sagen: „Herr Stahl, sie sind unser großes Vorbild.“ Darunter sind Mädchen und Jungen, bei denen man schnell auf die Idee kommen kann, dass auch ihnen schon, ganz harmlos, die Mütze geklaut, die Federtasche versteckt, das eine oder andere üble Wort an den Kopf geworfen wurde. Und ebenso solche, die durchaus auch schon öfter grinsend daneben standen, wenn genau so etwas geschah. Plötzlich denken sie gemeinsam über das Thema nach. „Jetzt ist es an den Lehrern, dass sie nachfassen, nacharbeiten, sich gemeinsam mit den Schülern auseinandersetzen“, sagt Stahl und fügt mit Nachdruck hinzu: „Ich bin nicht ihr Feind. Ich stehe auf ihrer Seite. Mein Ansatz ist ein Angebot. Ich bin keine Konkurrenz.“

Bürgermeister Hendrik Sommer weiß bereits, dass er Carsten Stahl erneut nach Prenzlau holen wird. Dann direkt an die Schulen. Die eigentliche Anti-Mobbing-Arbeit aber muss tagtäglich geschehen an den Schulen. Auch ohne Carsten Stahl. Und dass hier Bedarf ist, zeigen nicht nur die Tränen der Schüler, die sich selbst in Stahls Geschichte wiederfinden, und nicht nur die abstoßenden Worte, die über den Schulhof geschrien werden und die Stahl die Schüler wiederholen lässt, sondern vor allem die Tatsache, dass mehr als 90 Prozent der Arme nach oben gehen, als er die Kinder und Jugendlichen fragt, wer von ihnen schon mal gemobbt wurde. Und Mobben geht eben nicht erst dann los. Da ist also eine Menge zu tun. „Und dazu genau will ich meinen Beitrag leisten“, sagt Stahl. 

 

Ansprechpartner:

Herr Hendrik Sommer
Bürgermeister und Stabsstellen
Bürgermeister

Kategorie:

Bildung und Soziales
alle Mitteilungen dieser Kategorie

zurück Seitenanfang Seite drucken