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St. Marien testamentarisch bedacht

30.08.2021

Prenzlau (spz). Ein Leben lang fühlten sich Hildegard und Ferdinand Kossack ihrer einstigen Heimatstadt Prenzlau verbunden. „Vor allem der Marienkirche“, sagt Klaus-Peter Schmidt. Er ist einer der vier Neffen und Nichten des Ehepaares Kossack. „Tante Hilde war die Schwester meiner Mutter. Im Gegensatz zu Onkel Ferdinands Familie, alteingesessenen Prenzlauern, kam ihre Familie nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Osten, aus Posen, in die Uckermark“, berichtet Klaus-Peter Schmidt. Beide Familien hatten eine enge Bindung zu Prenzlau. Die Kossacks führten ein Pelzwaren- und Hutgeschäft, dass sich, als es die damalige Bebauung noch gab, zu Füßen der Marienkirche befand. Klaus-Peter Schmidts Mutter und deren Schweser lernten hier am damaligen Lyzeum, Ferdinand Kossack besuchte das Gymnasium. Zu seinen Mitschülern gehörte Thees Mahncke, mit dem ihn zeitlebens ein freundschaftliches Verhältnis verband. Schmidt kennt Namen und Plätze, als sei es seine Geschichte. „Irgendwie ist sie das ja auch, denn es ist die Geschichte meiner Familie“, sagt er. Viele der Anekdoten, die sich mit der Stadt verbinden, hat er immer wieder erzählt bekommen. Und so folgte er auch gern dem schon 1999 testamentarisch festgelegten Wunsch von Tante und Onkel, dass ein Teil des Erbes der Marienkirche in Prenzlau zugutekommen sollte. Nach dem Tod der beiden – der Onkel starb nach der Tante 2017 im Alter von 104 Jahren in Rendsburg – kümmerte er sich um den Nachlass und nahm so auch Kontakt nach Prenzlau auf. „Zunächst zur Kirche“, erzählt Klaus-Peter Schmidt. Auf Einladung von Superintendent Dr. Reinhart Müller-Zetzsche konnten er und seine Frau den Bauleuten bei der Arbeit zusehen, als das neue Gewölbe entstand. Beinahe schon stand damals fest, dass die der Marienkirche zugedachten 150.000 Euro in eben dieses Projekt fließen würden. Doch dann erfuhr er vom Bürgerverein „Wir für Prenzlau“, dem 2015 der Förderverein der Marienkirche beigetreten war, lernte Mitglieder kennen, hörte von weiteren Ideen für die Kirche. „So entstand die Idee, das Geld für ein eigenständiges Projekt zu verwenden: die Gestaltung des Westportals.“ Er kann sich gut vorstellen, dass dies den beiden gut gefallen hätte. „Und ich denke, sie sind auch einverstanden, dass es später eine Tafel mit dem Hinweis auf ihre Spende geben wird.“

Noch bevor zwischen dem Bürgerverein „Wir für Prenzlau“ und der Kirchgemeinde ein Weiterleitungsvertrag unterschrieben und darin fixiert wurde, wie mit dem Geld aus dem Nachlass von Ferdinand Kossack zu verfahren sei, hatte Klaus-Peter Schmidt die nicht unbeträchtliche Summe angewiesen. „Das belegt das große Vertrauen, das Ferdinand Kossacks Neffe in unser Wort und die Zusammenarbeit mit uns hat“, sagt René Stüpmann, Vorsitzender des Bürgervereins. Für den Verein ist es nicht das erste Projekt für St. Marien. „Wir hatten seinerzeit auch schon die große Spendenaktion für die Glocken der Marienkirche begleitet“, so Stüpmann. Dr. Andreas Heinrich, Zweiter Beigeordneter und Mitglied des Vereins, konzipierte den Vertrag. Darin ist die Verfahrensweise zur Weiterleitung der Summe vom Verein zur Kirchgemeinde geregelt. In der vergangenen Woche nun wurde die Vereinbarung im Rahmen einer feierlichen Zeremonie von René Stüpmann und Dr. Andreas Heinrich vom Verein „Wir für Prenzlau“, Pfarrerin Sophie Ludwig und dem Gemeindekirchenratsvorsitzenden Norbert Paegelow im Beisein von Klaus-Peter Schmidt und seiner Frau Gabriele Schuchert-Schmidt sowie Bürgermeister Hendrik Sommer in der Marienkirche unterzeichnet. „Wir gehen davon aus, dass das Vorhaben in zwei bis drei Jahren realisiert sein wird“, sagt Pastorin Sophie Ludwig. Sie freue sich darauf, betont sie. Denn damit schließe sich der Kreis wieder zur eigentlichen Idee derer, die die Kirche einst erbauten. Sie hatten das Westportal als Haupteingang vorgesehen. Und zu diesem würde es nun auch wieder. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Gotteshaus dann erlebbar sein wird, hat sich die Pastorin für die Vertragsunterzeichnung eine besondere Dramaturgie überlegt: Das Westportal ist geöffnet, gemeinsam schreitet man in Richtung Altar, begleitet vom Klang der Orgel. Die Größe der Kirche ist von hier aus besonders beeindruckend und Sophie Ludwigs Worte davon, dass man sich so auf besondere Weise Gott nähere und die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spüre, sind gut nachvollziehbar.

Klaus-Peter Schmidt und seine Frau sind beeindruckt. Und sie versichern, auch künftig Anteil zu nehmen daran, wie es mit St. Marien weiter geht. Denn es geht weiter. So ist Bestandteil der unterschriebenen Weiterleitungsvereinbarung eine gemeinsame Erklärung von Gemeindekirchenrat und Verein, die seinerzeit beim Beitritt des Vereins „St. Marien“ zum Bürgerverein mitgenommenen Mittel in Höhe von mehr als 15.000 Euro für die Sanierung der am Südturm der Marienkirche noch erkennbaren Sonnenuhr einzusetzen. Um die Realisierung dieses Vorhabens wird sich Vorstandsmitglied Dr. Andreas Heinrich kümmern. Auch Bürgermeister Hendrik Sommer hat am Rande der Vertragsunterzeichnung Positives mitzuteilen: Ab September werde im Auftrag der Stadt mit der grundhaften Sanierung der Marienkirchstraße begonnen. Dabei würden die Parkplätze neu angeordnet und zusätzliche Stellplätze geschaffen. Der direkte Bereich um die Kirche werde zudem durch ein neues Wegesystem aufgewertet und es wird eine öffentliche Toilettenanlage errichtet.

Klaus-Peter Schmidt und seine Frau bitten darum, dass man sie auf dem Laufenden hält. Die Faszination, die die Marienkirche auf Einheimische, Fortgezogene, Zurückgekehrte und Gäste der Stadt ausübt, können sie nachvollziehen. Sie ist ein Symbol. Und vielleicht, so denkt Schmidt laut nach, habe das auch, noch Jahrzehnte später, mit diesem schrecklichen Krieg zu tun, der den Menschen und dem Gotteshaus schwere Wunden schlug.

 

 

Ansprechpartner:

Herr Dr. Andreas Heinrich
Geschäftsbereich 2. Beigeordneter
2. Beigeordneter

Kategorie:

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