Mit dem Argument „Mobbing gibt es bei uns nicht!“ muss Bürgermeister Hendrik Sommer kein Lehrer kommen. Er wehrt ab: „Es ist doch nur die Frage, was man als Mobbing erkennt und wahrnehmen will, was man als Gewalt einstuft“, setzt er dagegen. Schnell könne sich in kritischen Situationen etwas verselbständigen, können anfänglich pöbelnden Worten handfeste Auseinandersetzungen folgen. „Gewalt ist ein breit gefasster Begriff. Und müssen wir erst darauf warten, dass es zu blutigen Schlägereien kommt oder gar Nachrichten aus Prenzlau wie die jetzt aus Lünen, wo ein Schüler einen anderen tötete. An der Schule, am hellerlichten Tage?“ Sommer weiß auch, dass sich die Lehrer oft machtlos fühlen. „Irgendwann ist man natürlich mit seinem Latein am Ende, wenn man redet und redet und es ändert sich im Umgang nichts. Viele Kinder und Jugendliche machen einfach zu.“ Er ist aber auch überzeugt, dass es Wege und Möglichkeiten gibt, Zugänge zu ihnen zu finden. „Einer, dem das gelingt, ist Carsten Stahl.“ Der Bürgermeister gibt zu, anfangs skeptisch gewesen zu sein, ob man den aus dem Fernsehen bekannten Anti-Gewalt-Trainer mit seinem Programm unbedingt nach Prenzlau holen solle. „Also trafen und unterhielten wir uns. Danach stand für mich fest: der ist der richtige!“ Das Projekt, mit dem Stahl durch die Lande tourt und damit Schüler erreicht, hat ihn überzeugt. „Es ist die Art und Weise, wie er sie anspricht. Da kommt keiner daher, der immer alles richtig gemacht hat in seinem Leben. Ganz im Gegenteil. Carsten Stahl war Bandenchef und eine Kiez-Größe in Berlin. Einer, dem man spätabends im Dunkel nicht begegnen wollte. Irgendwann hat er den Schalter aber umgelegt und begriffen, was er da mit sich, seinem Leben und den anderen anstellte. Und er hat aus seinem Fazit so etwas wie eine Mission gemacht. Er will Kinder und Jugendliche nicht bekehren, sondern sensibilisieren für ihr Tun, ihnen bewusst machen, wie wichtig Werte wie Respekt, Toleranz und Menschlichkeit sind. Gerade heute. Gerade jetzt, wo es normal zu sein scheint, dass man sich auf teilweise unterirdischem Niveau begegnet. Lesen Sie doch bloß mal bei Facebook einige Kommentare. Da wird einem schlecht. Da fehlt es nicht an Phantasie, sich vorzustellen, dass diese Leute auch mit dem Baseballschläger vor Dir stehen könnten“, sagt Sommer. Und genau deshalb freue er sich, dass es gelungen sei, Carsten Stahl zu engagieren, nach Prenzlau zu holen und am 21. und 22. März dieses Jahres in zwei Veranstaltungen jeweils rund 900 Schüler zu erreichen. Aus den Grundschulen ebenso wie aus den weiterführenden Schulen. Unter dem Slogan „Stoppt Mobbing“ wird sich Carsten Stahl mit den Schülern treffen, ihnen deutlich zu machen suchen, warum Gewalt und Kriminalität keine Zukunft haben, warum sie sich damit selbst ihr Leben verbauen. „Denn los geht es mit Mobbing im Schulalltag. Ganz normal. Niedrigschwellig. Oft kaum identifizierbar für Lehrer wie auch Eltern. Aber es geht weiter: Demütigungen, Vorurteile, Drogen, Kriminalität, Rassismus, Extremismus“, warnt Sommer und sieht sich in der Pflicht, dem etwas entgegen zu setzen, den Schülern Präventionsangebote zu unterbreiten, bei denen ihre Sprache gesprochen wird, ihnen jemand gegenüber steht, den sie ernst nehmen. „Und genau so einer ist Carsten Stahl“, sagt der Bürgermeister. Unterstützt wird das Projekt vom Landkreis Uckermark und dem Staatlichen Schulamt.
Herr Marek Wöller-Beetz
Geschäftsbereich 1. Beigeordneter
1. Beigeordneter