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Hierbleiben und Wiederkommen - UMdialog fortgesetzt

27.09.2016

Prenzlau (spz). Die Verdienstmöglichkeiten sind in der Uckermark, verglichen mit dem, was man in Großstädten gezahlt bekommt, meist relativ gering. Auch die Auswahl, was den Job anbelangt, ist übersichtlich. Cafés und Bars, die bis mitten in die Nacht geöffnet haben, sucht man ebenso vergeblich wie Szenetreffs. Dennoch: Es gibt zunehmend junge Leute, aufgewachsen in der Uckermark und irgendwann fortgegangen, die es zurück zieht in die Heimat. Bei der jüngsten Veranstaltung im Rahmen von UMdialog standen sie im Mittelpunkt und damit die Frage, was die Region für Wiederkehrer so attraktiv macht. Denn daran kann man, so Bürgermeister Hendrik Sommer, anknüpfen. Die Veranstaltungsreihe, initiiert vom St. Sophien Orgelverein in Brüssow und der Stadt Prenzlau, will zur Diskussion einladen, neue Themenfelder erschließen, die Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Zum dritten Mal bereits ist das jetzt gelungen.

Ans Wiederkommen hat Nadine Wunsch nicht gedacht, als sie nach der Ausbildung die Uckermark verließ. Vor ihr lag die große, weite Welt; öffneten sich berufliche Perspektiven, pulsierte das Leben. Ähnlich ging es auch Andreas Müller. In der Uckermark sah es für den gelernten Koch Anfang der 1990er Jahre nicht so aus, als würde er hier ein auskömmliches Leben führen können. Beide sind zurückgekommen. Beide haben es gewagt, sich auf die eigenen Füße zu stellen. Nadine Wunsch im touristischen Bereich, Andreas Müller in der Gastronomie. In den Schoß gefallen ist ihnen nichts. Sie arbeiten viel. Doch sie wissen heute auch mehr denn je, dass im Leben neben dem Job, neben tollen Verdienstmöglichkeiten, auch noch ein paar andere Dinge zählen. Manchmal ist es ein Spagat. Sicher, Nadine Wunsch könnte ihr Know-how im touristischen Bereich irgendwo in einem exotischen Land, in einer teuren Ferienanlage beispielsweise unter Beweis stellen und Andreas Müller könnte in einem schicken Gourmettempel anheuern und dort vierzehn Stunden und mehr am Tag schuften, um sich vielleicht irgendwann sogar Sterne zu erkochen. Doch die beiden haben sich bewusst für die Rückkehr in die Uckermark entschieden. Und eben über diese Rückkehr erzählten sie jetzt beim UMdialog „Hierbleiben und Wiederkommen“. Im Gespräch mit den Gästen im Podium wie auch im Publikum wurde schnell deutlich: Die Liebe zum Landstrich, zur Landschaft, zur Weite und zur Ruhe allein reicht nicht, um hier zu bleiben oder hierher zurückzukehren. Aber all das kann mit ausschlaggebend sein. So, wie es ausschlaggebend sein kann, dass hier die Wettbewerb nicht ganz so hart ist, dass einem die Konkurrenz nicht permanent im Nacken sitzt und man hier zuweilen auch die Zeit und die Gelassenheit findet, Dinge auszuprobieren, die in einer Metropolenregion sofort funktionieren müssten, will man nicht sofort wieder weg sein vom Fenster. Die Unterbringung ihrer Kinder, so Nadine Wunsch, sei ein weiteres Kriterium, das für die Uckermark spreche. In Berlin sind Wartezeiten von zwei Jahren für einen Kita-Platz normal. Sie meint, dass solche Standortfaktoren noch viel deutlicher in den Fokus gerückt werden müssen. Die Gründe, die für die Region sprechen, gilt es zu benennen. Genauso, wie die beruflichen Chancen, die sich hier bieten. Denn die gibt es. Allerdings sind sie längst nicht so bekannt, wie sie es sein sollten. „Oder sie werden nicht aussagekräftig genug beschrieben und damit lukrativ beworben“, sagt Wunsch.

Als Vorstandsmitglied von „Zuhause in Brandenburg“ und als Mitinitiatorin der „Willkommensagentur“ weiß sie, wo die Knackpunkte sind. Mehr als 400 Anfragen wurden in den zurückliegenden drei Jahren an die Agentur gerichtet; mehr als 240 Rückkehrer konnten erfolgreich begleitet werden. Fragen wie die nach der Kinderbetreuung, natürlich nach beruflichen Chancen und selbstverständlich dem passenden Wohnraum stehen auf der Liste dessen, was für Rückkehrer relevant ist, ganz oben.

Zu denen, die in der Uckermark aufwuchsen, weggingen und zurück gekommen sind, gehört auch Christin Neujahr, die heute bei der ICU, dem Investor Center Uckermark, arbeitet und hier dabei hilft, die Region nach außen zu vermarkten. Als sie zurückkehrte nach dem Studium und Aufenthalten in Berlin und München, war es nicht mehr die ihr bis dato bekannte Uckermark, die sie verlassen hatte. Zum Positiven hin habe sich die Region seitdem verändert. Heute ist sie froh, bei der ICU ein Stück weit daran mitwirken zu können, den Landstrich nicht nur bekannter zu machen, sondern auch attraktiver. Denn an Attraktivität, das wird in der Diskussion deutlich, mangelt es der Uckermark nicht. Es gibt viele Bereiche, in denen Kompromisse notwendig sind; Einbußen genauso wie Abstriche. Doch wenn unter dem Strich und in der Summe das Wort Lebensqualität stehe, dann sei es, so ist man sich einig, richtig.

Vormerken kann man auch schon die folgenden Veranstaltungen der Reihe: Das Thema „Was wir haben, haben wir“, steht am Donnerstag, 13. Oktober, in Brüssow auf dem Programm; „Suchet, so werdet Ihr finden - Arbeit und Beschäftigung in der Uckermark“ heißt es am Donnerstag, 10. November, ebenfalls in Brüssow und um „Miteinander unsere Stadt gestalten“ geht es am Donnerstag, dem 24. November, in Prenzlau (Schulteil II Gymnasium, Seeweg). Veranstaltungsbeginn ist jeweils um 18 Uhr.

 

Ansprechpartner:

Frau A. Martinot
Bürgermeister und Stabsstellen
Öffentlichkeitsarbeit und Pressestelle

Kategorie:

Veranstaltungen und Kultur
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