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Gedenkveranstaltung für Opfer des Stalinismus und anlässlich des Volksaufstandes am 17. Juni

17.06.2016

Der Volksaufstand des 17. Juni 1953 und die Ereignisse in Prenzlau und Umgebung

 

 

Von August 1952 bis Ende Januar 1953 kam es auch im Kreis Prenzlau zu politisch motivierten Gerichtsverfahren gegen Bürger aus allen Schichten. So wurde z. B. ein Bauer zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und enteignet, weil er aus Krankheitsgründen das Soll nicht erfüllt hatte.

Als dann in Berlin und anderen Großstädten gegen die zuvor beschlossenen Normerhöhungen und die schlechte Versorgungslage gestreikt wurde, ist auch in Prenzlau der Ausnahmezustand ausgesprochen worden. Ein Augenzeuge, der damals in Prenzlau als Zimmererlehrling tätig war, erinnert sich noch sehr gut an die Ereignisse dieser Tage. Er arbeitete auf einer größeren Wohnungsbaustelle der NVA in Prenzlau zusammen mit etwa 100 Bauarbeitern. Es sei über die Forderungen der Arbeiter nach mehr Lohn und die Rücknahme der Arbeitsnormerhöhung diskutiert worden. Bald darauf wurden Strohballen angezündet und die Arbeit für kurze Zeit niedergelegt. Gegen 19 Uhr versammelten sich etwa 40 Bauarbeiter im Kulturraum des VEB (K) Bau – Union Nordost, um dort den Sender Rias zu hören. Als sich ein Abschnittsbevollmächtigter in den Kulturraum begab um das Radio einzuziehen, wurde er mit derben Worten und Androhung physischer Gewalt dazu aufgefordert, den Raum unverzüglich zu verlassen. Später wurde der Maurerbrigadier Alfred N. als Rädelsführer ermittelt und verhaftet.

Einige Bauarbeiter aus Prenzlau waren aber auch auf der Großbaustelle der Berliner Stalinallee eingesetzt. So auch der damals 17jährige A. R., der während des Streiks zusammen mit anderen Bauarbeitern verhaftet wurde.

Der gemäß Artikel 6 der Verfassung zu zwei Jahren Haft verurteilte Landarbeiter Herbert K. aus Eickstedt (Kreis Prenzlau) habe am 19. Juli 1953 die „volksdemokratische Ordnung angegriffen“ indem er Folgendes äußerte:

„Die Volkspolizisten sind Banditen und zu faul zum Arbeiten. Der Vorsitzende der LPG ist ein Lump und Verbrecher. Die Regierung der DDR besteht aus Bonzen, die die Arbeiter unterdrücken und ausbeuten. Wenn ein zweiter 17.6.1953 sich wiederholen würde, so würde er selbst einen Bauernaufstand organisieren.“

Etwa zeitgleich berichtete das Neue Deutschland über Anwerbungsversuche des amerikanischen Geheimdienstes in Prenzlau, wo die HO-Angestellte Edeltraut Jahn angeblich als Agentin angeworben werden sollte. Dies passte natürlich ins Bild, denn der Volksaufstand in der DDR war natürlich aus SED-Sicht ein konterrevolutionärer und faschistischer Putschversuch, der von ausländischen Agenten gesteuert wurde.

Ein großer Teil der Bevölkerung hatte nach dem 17. Juni 1953 resigniert und sich ins Privatleben zurückgezogen. Andere suchten den Ausweg in der Flucht. So gab es u. a. in der ersten Jahreshälfte 1954 insgesamt 162 Flüchtlinge im Kreis Prenzlau. Darunter waren 29 Arbeiter, 15 Bauern, 21 Angestellte, 44 Hausfrauen, 10 Rentner und 1 Gewerbetreibender. Von diesen 162 Flüchtlingen kamen 45 aus der Stadt Prenzlau und 117 aus den örtlichen Gemeinden.

 

Ansprechpartner:

Herr Hendrik Sommer
Bürgermeister und Stabsstellen
Bürgermeister

Kategorie:

Veranstaltungen und Kultur
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